Es ist Urlaub, Maria muss nicht zur Schule gehen und bleibt zu Hause. Sie hilft ihrer Familie bei den täglichen Aufgaben. Zuerst füttert sie alle Tiere: sie besitzen Hühner und auch Schafe. Da sie keinen Stall haben, bleiben die Tiere drauβen im Garten. In den terrassierten Feldern gibt es auch Alpakas. Die Familie muss wachsam sein, um sie nicht zu verlieren.
Während Maria ihre Arbeit erledigt, putzt ihre Mutter das Haus. Sie haben nicht in jedem Zimmer Wasser. Also muss ihre Mutter es vom Wassertank holen. Wasser ist wertvoll. Obwohl sie von einem riesigen See umgeben sind, müssen sie sparsam mit dem Wasser umgehen. Danach strickt sie einige Hüte, die an die später erwarteten ausländischen Gäste verkauft werden können.
Ihr Vater arbeitet auch. Die Familie hat einige kleine terrassierte Felder. Er muss fast jeden Tag zu Fuβ dorthin gehen, weil auf der Insel keine Autos fahren und die Wege eng und manchmal sehr steil sind. Auf ihren Terrassen pflanzen sie Kartoffeln, Mais, Quinoa, Oca, Isañu, Tarwi und Cañihua. Nicht jede Terrasse wird jedes Jahr kultiviert. Auf zwei oder drei Jahre des Anbaus folgen zwei bis zwölf Jahre der Brache. Dadurch kann sich der Boden erholen. Manchmal wird der Anbau von Getreide mit Viehhaltung kombiniert. Die Ernte erfolgt einmal im Jahr. Nur in Ufernähe kann zweimal im Jahr geerntet werden.
Terrassierte Ackerflächen sind eine alte Tradition in der andinen Kultur. Die Hügel sind voll davon. Die Terrassen dienen der Bodenverbesserung, da die natürlichen Böden eher flach und voller Steine sind, dem Erosionsschutz sowie der Kontrolle des Mikroklimas und der Feuchtigkeit.
Eine wichtige Form der Zusammenarbeit zwischen den Familien auf der Insel wird Ayni oder Minka genannt. Dies bedeutet, dass sich die Familien gegenseitig bei der Landwirtschaft sowie bei der Errichtung und Instandhaltung der Häuser unterstützen. Jedes Mitglied der Gemeinde (Ayllu) hilft, ohne dafür Geld zu verlangen. Die unterstützten Familien müssen an den Arbeitstagen nur eine Mahlzeit bereitstellen.
Im Laufe des Tages kommen einige ausländische BesucherInnen mit dem Boot an. Marias Vater muss sie am Hafen abholen und zu ihrem Haus bringen. Sie schlafen für eine Nacht in den Gästezimmern. Die Touristen interessieren sich für das Leben der InselbewohnerInnen. Später erfährst du von Señor Teodosio, wie der Tourismus auf der Insel organisiert wird.
In der Zwischenzeit bereiten Maria und ihre Mutter das Essen für ihre Gäste zu. Zuerst kochen sie eine Quinoasuppe, gefolgt von einigen Spiegeleiern mit Reis, Kartoffeln und Oca.
Am Nachmittag führen die BewohnerInnen ihre Gäste zu einem kleinen Dorf. Einige BewohnerInnen zeigen, wie sie typische Produkte von der Insel herstellen. Julian ist Steinmetz. Er produziert kleinere und gröβere Kunstwerke, aber auch Gegenstände, die im Alltag verwendet werden. Einige der Kunstwerke bringt Julian sogar auf das Festland, um sie dort an BesucherInnen zu verkaufen.
Julian hat auch auch eine Mühle aus Stein hergestellt. Eine Frau aus der Gemeinde zeigt den Gästen, wie sie mit dieser selbst gemachten Mühle Mehl herstellen können. Da die Menschen auf der Insel unterschiedliche Anbauprodukte kultivieren, können sie verschiedene Arten von Mehl zum Kochen herstellen. In diesem Fall verwendet die Frau Quinoa.
Aber auch das Weben hat Tradition. Die Frauen verwenden Alpakawolle, die sie selbst spinnen. Jede Farbe und jedes Muster hat seine eigene Bedeutung. Die Textilien werden unter anderem zur Herstellung von Tüchern oder Tischtüchern verwendet. Aber nicht nur das Weben ist sehr wichtig, auch das Stricken. Marias Mutter strickt jeden Tag Mützen und Stirnbänder, die sie an ihre Gäste verkauft.
Am Abend führen die Gastgeber ihre Gäste hinauf zu den Hügeln Pachatata (Vater Erde) und Pachamama (Mutter Erde). Pachamama ist eine von den UreinwohnerInnen der Anden verehrte Göttin. Sie ist auch als Mutter der Erde bzw. der Zeit bekannt. In der Mythologie der Inka ist Pachamama eine Fruchtbarkeitsgöttin, die für die Pflanzung und die Ernte zuständig ist, die Berge verkörpert und Erdbeben verursacht. Sie ist auch eine allgegenwärtige und unabhängige Gottheit, die über eine eigene, selbstständige und schöpferische Kraft verfügt, um das Leben auf der Erde aufrechtzuerhalten. Pachatata dagegen ist der Vater der Erde. Er hat dieselbe Bedeutung wie Pachamama, stellt aber die männliche Form dar.
Vom Pachamama-Hügel aus beobachten InselbewohnerInnen und Gäste gemeinsam den Sonnenuntergang. Später gehen sie zum Dorf hinunter. Nun können die Gäste entscheiden, ob sie an einer kleinen traditionellen Party teilnehmen oder einfach nach Hause gehen möchten. Auf der Party gibt es traditionelle Musik und die Gäste können traditionelle Kleidung tragen und einige Tänze lernen.