anden.at

Entdecke die Anden

Exkursionsführer Videos Fotos Präsentationen

Geodiversität zwischen Uspallata und Punta de Vacas

von Sandro Schlaffer

Karte
Allgemeine Infos

Zwischen Uspallata und Punta de Vacas durchbricht der Río Mendoza die Cordillera Frontal. Es ist dies der geomorphologisch eindrucksvollste Abschnitt auf dem Weg von Mendoza zur argentinisch-chilenischen Grenze. Die Ruta Nacional 7 verläuft zum Groβteil hoch über dem Fluss, so dass schon die Fahrt selbst groβartige Eindrücke von der Landschaft zu bieten hat, die hier vor allem durch Flussterrassen geprägt ist: das oft breite und verzweigte Flussbett ist bis zu mehrere Zehner Meter tief in ältere fluviale Ablagerungen eingeschnitten. Jedoch sind auch die Folgen gravitativer Prozesse - von der Mure bis zur Felsgleitung - allgegenwärtig. Mehrere Punkte laden unterwegs zum Stehenbleiben ein, wobei sich knapp talaufwärts von Polvaredas der umfassendste Ausblick bietet.

Durch Klicken in das Foto bekommst du einen Eindruck der immensen Geodiversität, die den Talabschnitt zwischen Uspallata und Punta de Vacas auszeichnet.

Flussterrassen zwischen Uspallata und Polvaredas

Fahre das Tal des Río Mendoza aufwärts und bestaune die mächtigen Flussterrassen.

Flussterrassen in verschiedenen Ausprägungen begleiten den Río Mendoza entlang seines gesamten Verlaufes von oberhalb von Polvaredas bis Uspallata. Auf den Terrassen liegen oft Schwemmfächer oder Murkegel, die sich im Anschnitt farblich deutlich von den Sedimenten des Río Mendoza unterscheiden - eine Konsequenz davon, dass ein buntes Gemisch verschiedener Gesteinstypen, oft vulkanischen Ursprungs, im Gebiet vorkommt. Fluss- oder Murablagerungen vor allem aus kleinen Einzugsgebieten zeigen deshalb jeweils eine ganz charakteristische Färbung (siehe auch Titelbild).

Was muss passieren, damit Flussterrassen entstehen? Versuche zunächst, den Prozessablauf zu beschreiben und grafisch darzustellen.

1 von 4
Auflösung zeigen
img
1 von 3
img

Durchlaufe durch Klicken der Pfeile oder in die Grafik die verschiedenen Stadien der Entwicklung von Flussterrassen.

Flussterrassen entstehen dadurch, dass Flüsse zuerst Material ablagern, und sich dann später in ihre eigenen Ablagerungen einschneiden, wobei beim Einschneiden jeweils auch Schwemmkegel aus den Seitentälern angeschnitten werden können (siehe Titelbild). Dieser Zyklus kann mehrmals durchlaufen werden, so dass sich mehrere Generationen von Flussterrassen bilden können. Grundlegende Überlegungen zu fluvialer Erosion und Sedimentation findest du im Beitrag zum Stausee von Potrerillos.

In der Grafik siehst du einen Fluss, der durch stetige Sedimentation einen breiten Talboden aufgeschüttet hat.

Aber warum kommt es nun zum abwechselnden Aufsedimentieren und Erodieren durch den Fluss? Stelle eine oder mehrere Hypothesen auf und erzähle dabei die Geschichte des Tales.

Auflösung zeigen

Flüsse entwickeln im Laufe der Zeit ein konkaves Lägsprofil, das in einem dynamischen Gleichgewicht mit dem Vorflutniveau, dem Abfluss, der Fieβgeschwindigkeit und der Sedimentverfügbarkeit steht. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, wird in manchen Abschnitten erodiert, in anderen sedimentiert. Ändert sich eine der Randbedingungen, so ändern sich auch die räumlichen Muster von Erosion und Sedimentation. Insbesondere seien hier zwei wesentliche Aspekte herausgegriffen:

  1. Änderung des Vorflutniveaus. Dies kann eine Meeresspiegelschwankung, tektonische Hebung oder Senkung oder auch der Bau eines Staudamms sein. Zwar befindet sich flussabwärts der Stausee von Potrerillos, jedoch ist dieser viel zu jung um einen Einfluss mehrere Zehner Kilometer flussaufwärts auszuüben. Auβerdem bedeutet der Aufstau ja einen Anstieg des Vorflutniveaus - für die Entstehung von Terrassen ist aber eine Absenkung nötig. Einen Erklärungsansatz könnte die Hebung des Gebirges bieten, da sich das Vorflutniveau dadurch relativ gesehen absenkt.
  2. Änderung des Sedimentangebots. In Zeiten hoher Sedimentverfügbarkeit im Einzugsgebiet hat der Fluss Mühe, das gesamte Material wegzutransportieren und tendiert dazu, mehr Material abzulagern. In Zeiten geringer Verfügbarkeit ist er hungrig nach Sediment und tendiert eher dazu, Material zu erodieren. In - und vor allem am Ende von - Kaltzeiten ist durch glaziale Erosion und die fehlende Vegetationsdecke in der Regel mehr Sediment verfügbar als in Warmzeiten, so dass sich Flüsse momentan in während der Eiszeit gebildete Sedimente einschneiden sollten. Im Einzelnen sind die Vorgänge jedoch komplex und auch von lokalen Gegebenheiten (wie z.B. dem Eintrag von Sedimenten durch Massenbewegungen) abhängig.

Amarillo und Negro

Nicht nur fluviale Prozesse prägen den Talabschnitt zwischen Uspallata und Punta de Vacas. Wie bereits in einem der Titelbilder dargestellt, wird das Tal oberhalb von Polvaredas von gleich zwei prähistorischen Felsgleitungen - nach ihren Farben Amarillo (Gelb) und Negro (Schwarz) benannt - abgesperrt, die von den beiden unterschiedlichen Talseiten abgegangen sind und in deren Ablagerungen der Río Mendoza eine tiefe Schlucht erodiert hat. Entgegen früherer Annahmen ist Amarillo mit knapp 9000 Jahren jünger als Negro mit knapp 19.000 Jahren.

Referenzen und Links

Baumhauer, R. (2013): Physische Geographie 1. Geomorphologie. In: Cyffka, B. & Schmude, J.: Geowissen kompakt. Darmstadt

Moreiras, S.M., & Sepúlveda, S.A. (2015). Megalandslides in the Andes of central Chile and Argentina (32°-34° S) and potential hazards. Geological Society, London, Special Publications, 399(1), 329-344 [Quelle öffnen]

Dieser Beitrag wurde von Martin Mergili überarbeitet und ergänzt.